Mum's Oasis | Sydney Doula

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Bonding - Haut an Haut nach der Geburt

Einer meiner persönlichen Höhepunkte bei der Geburt ist (offensichtlich) der Moment, in dem das Baby geboren wird UND entweder die Mutter selbst oder die Hebamme das Baby auf die nackte Brust der Mutter legt.

Der Moment von totaler Erschöpfung und vollem Triumpf.

Der Moment wenn die Mutter ihr Baby zum ersten mal außerhalb ihres Körpers spürt, wenn sie ihr Baby an ihrer Brust hält nachdem sie es neun Monate in ihrem Bauch getragen hat.

Der Moment von Haut zu Haut Kontakt zwischen Mutter und Kind.


Man sollte meinen es ist selbstverständlich, dass das Kind direkt nach der Geburt der Mutter gegeben wird und die beiden erstmal ein wenig Zeit haben um sich kennen zu lernen und sich aus zu ruhen. Leider ist das nicht immer und überall der Fall und oft ab zu den Eltern sich für das ungestörte Haut-an-Haut-Bonding ein zu setzten.

Was braucht das Kind am meisten direkt nach der Geburt? Nur Mutter.” (NCBI)

Ich würde die Frage dazufügen: Was barucht die Mutter am meisten direkt nach der Geburt? Nur ihr Baby.

Mütter und ihre Neugeborenen haben ein physiologisches Bedürfnis nach der Geburt zusammen zu sein. Evidenz unterstützt direkten und ununterbrochenen Hautkontakt direkt nach der Geburt für alle stablien Mütter und Neugeborenen. (NCBI)

Was verstehen wir unter frühem Haut zu Haut Kontakt ?

Wir reden von Haut an Haut Bonding, wenn das nakte Neugeborene auf die nackte Brust der Mutter gelegt wird, sodass Mutter und Kind direkten Hautkontakt haben. Das Baby kann mit einem Handtuch zugedeckt werden, sodass es warm bleibt. Es ist kein Bonding mit direktem Hautkontakt wenn das Baby erst in ein Tuch gewickelt und dann der Mutter in den Arm gelegt wird. Warum dieser Unterschied wichtig ist, wird später deutlich, wenn wir über die Auswirkungen von direktem Hautkontakt reden. Für Bonding in den folgenden Tagen und Wochen ist es okay wenn das Baby dabei eine Windel an hat.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt dass alle gesunden Mütter und Babys, unabhängig von der Art der Geburt und davon ob die Mutter stillen möchte oder nicht, ununterbrochenes Bonding haben sollten. Das Haut an Haut Bonding soll am besten direkt nach der Geburt beginnen und mindestens eine Stunde, oder für stillende Mütter bis nach dem ersten Stillen anhalten. (WHO)

Das bedeuted, dass alle routinemäßigen checkups entweder nach dieser ersten Bondingphase oder wenn dringend notweding auf der Brust der Mutter durchgeführt werden sollten.


Warum ist früher Haut zu Haut Kontakt nicht Standart?

Als die Geburten vor etwa 120 Jahren von zu Hause in Krankenhäuser verlegt wurden, erhielten die meisten Frauen Schmerzmittel, die Mutter und Kind schläfrig machten. Dadurch konnte die Mutter sich nach Geburt nicht um ihr Kind kümmern, was dann Krankenschwestern in einem Kinderzimmer übernommen haben. Mutter und Kind waren für die meiste Zeit während ihres Krankenhausaufenthaltes getrennt.

Heutzutage ist eine Regionalanästhesie häufiger. Mütter sind nach der Geburt bei Sinnen und in der Lage sich um ihre Neugeborenen zu kümmern. Außerdem gibt es immer mehr Forschung und Bewusstsein für die Bedeutung des sofortigen Bondings. (EBB)

Was sind die Vorteile für das Kind?

  • Hilft bei der Regulierung der Körpertemperatur

  • Hilft dem Baby sich selbst zu regulieren

  • Reduziert Stress

  • Hilft bei der Stabilisierung der Herzfrequenz, Atmung und Sauerstoffgehalt

Wenn das Baby geboren wird, verlässt es seine warme und sichere Umgebung und kommt mit seinem ersten Atemzug in einer kalten und hellen Welt an.

Die warme Brust der Mutter ist ein sicherer Ort für das Neugeborene, an dem es den gewohnten Herzschlag der Mutter hören und Kolostrum an der Brust riechen kann. Die Körpertemperatur der Mutter passt sich an, so dass sie ihr Neugeborenes mit warm halten kann. Der direkte Hautkontakt auf der Brust der Mutter hilft dem Neugebornen sich von dem Stress der Geburt und den damit verbundenen Veränderungen zu erholen. Außerdem hilft er dabei die Herzfrequenz, Atmung und den Sauerstoffgehalt zu stabilisieren. (NCBI)

Was sind die Vorteile für die Mutter?

  • Steigerung von Oxytocin (welches beim Bonding, Stillen und der Rückbildung der Gebärmutter hilft)

  • Weniger änsgstlich drei Tage nach der Geburt

  • größere Zufriedenheit

Hautkontakt mit ihrem Baby setzt mehr von dem Hormon Oxytocin in dem Körper der Mutter frei, welches der Gebärmutter hilft sich zusammen zu ziehen und somit die Plazenta geboren werden kann und die Blutung gestoppt wird. Außerdem regt Oxytocin Muttergefühle an und hilft so der Mutter, sich in ihr Neugeborenes zu verlieben.

Studien zeigen auch, dass Mütter drei Tage nach der Geburt weniger Angst und eine höhere Zufriedenheit haben. (EBB)

Was sind die Vorteile für das Stillen?

  • Effektiveres Saugen beim ersten Stillen

  • Höhrer Wahrscheinlichkeit auf ausschließliches Stillen

  • Längeres Stillen

Studien haben gezeigt, dass Babys, die die Bondingphase nach der Geburt hatten, mit höherer Wahrscheinlichkeit bei und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ausschließlich gestillt werden (was bedeuted, dass ihnen nicht noch künstliche Nahrung zugefüttert wird) und insgesamt länger gestillt werden. Dies könnte durch den hohen Oxytocinspiegel und das instinktive Verhalten des Neugeborenen erklärt werden, das auftritt, wenn es unmittelbar nach der Geburt Haut an Haut Kontakt erhält. (NCBI)

Dieses instinktive Verhalten wurde in den 1970er Jahren von Ann-Marie Widström, einer schwedischen Hebamme und Doctor of Medical Science , beobachtet und dokumentiert.

Sie entdeckte eine Folge von neun Verhaltensweisen, durch die Neugeborene gehen, wenn sie ungestört auf der Brust der Mutter bleiben. Dazu gehören 1) Geburtsschrei, 2) Entspannung, 3) Erwachen, 4) Aktivität, 5) Ruhe, 6) Bewegung in Richtung Brust und Brustwarze, 7) Gewöhnung an die Brustwarze, 8) Saugen, 9) Schlafen. (EBB)

Die Beobachtung zeigt, dass Neugeborene in der Lage sind, die Brust von selbst zu finden und ohne die Hilfe von außen anfangen zu saugen.

Was ist mit Haut zu Haut kontakt nach einem Kaiserschnitt?

Die WHO empfiehlt Haut and Haut Bonding für alle Arten von Geburt. Es hat sich gezeigt, dass es für Mutter und Kind möglich und am besten ist, auch nach einem Kaiserschnitt zusammen zu bleiben, und alle oben genannten Vorteile bietet. (EBB)

Die meisten Frauen erhalten heute eine Regionalanästhesie, sind während dem Kaiserschnitt wach und könnten ihr Neugeborenes bei sich auf der Brust haben.

Leider ist das direkte Haut an Haut Bonding nach einem Kaiserschnitt nicht die Norm, wofür es zwei Hauptgründe gibt.

Zum einen werden Operationsräume meistens kalt gehalten und auch die Körpertemperatur der Mutter selber ist oft kühler, so dass das Neugeborene nach der Geburt oft unter die wärme Lampe gelegt wird oder in vorgewärmten Handtücher gewickelt dem Vater in den Arm gegeben wird.

Jedoch gibt es Evidenz dafür, dass Neugeborene, die 30-50 Minuten nach einem Kaiserschnitt Haut an Haut mit der Mutter gelegt werden kein größeres Risiko für niedrige Temperatur haben (EBB). Fals das Baby seine Temperatur bei der Mutter nicht halten kann, dann kann es Haut and Haut auf die Brust des Vaters gelegt werden.

Zum anderen, ist die Routine der OP Räume und Vorgänge selten für dirktes Haut an Haut Bonding zwischen Mutter und Kind ausgelegt. Man müsste zum Beispiel genügend Platz im Anästhesie- und Kopfbereich der Mutter schaffen, Überwachungsgeräte wie EKG und Blutdruckmanchette so platzieren, dass die Mutter ihr Kind auf ihrer Brust haben kann und eine Hebamme, die das Neugeborene mit beobachtet. Dies alles ist nicht unmöglich, aber erfordert Verständnis und Veränderung.

Fals das sofortige Bonding im OP mit der Mutter nicht möglich ist, dann zumindest mit dem Vater und spätestens im Überwachungsbreich sollte dem Haut an Haut Bonding zwischen Mutter und Kind, wenn diese stabil sind, nichts mehr im Wege stehe.

Und jetzt?

Die Bedeutung und Vorteile des Haut an Haut Bondings direkt nach der Geburt werden immer mehr erkannt und umgesetzt. Während es bei einer Hausgeburt Standard ist, variieren die Praktiken in Krankenhäusern von Ort zu Ort. Aus diesem Grund ist es eine gute Idee, mit deinem Arzt oder Hebamme darüber zu sprechen und deine Präferenzen in deinen Geburtsplan zu schreiben.

Artikel auf Deutsch zum Weiterlesen:

Europäisches Institut für Stillen und Laktation: Die Bedeutung des direkten Hautkontakts für alle Neugeborenen

Cochrane: Früher Haut-zu-Haut Kontakt zwischen Müttern und ihren gesunden Neugeborenen

Quellen:

Bergman J., Bergman N. (2013). Whose Choice? Advocating Birthing Practices According to Baby's Biological Needs. The Journal of perinatal education, 22(1), 8–13. https://doi.org/10.1891/1058-1243.22.1.8

Bertone A., Dekker R. (2017). Evidence on: Skin-To-Skin After Cesarean.

Crenshaw J. T. (2014). Healthy Birth Practice #6: Keep Mother and Baby Together- It's Best for Mother, Baby, and Breastfeeding. The Journal of perinatal education, 23(4), 211–217. https://doi.org/10.1891/1058-1243.23.4.211

World Health Organization, United Nations Children’s Fund (2009). Baby-Friendly Hospital Initiative: Revised, updated, and expanded for integrated care. Geneva, Switzerland: World Health Organization